"Ich wusste, das bedarf Mut, und ich wollte es so sehr, dass ich dafür mutig geworden bin."
Liebe Sandy, was war der schönste Moment in deiner bisherigen Schriftstellerkarriere?
Ui, das ist wirklich eine schwierige Frage, denn ich habe das Gefühl, es kommen andauernd Neue auf mich zu. Doch ich glaube das Großartigste war, als ich im Dezember nach nur einem Monat in den Top 100 von Amazon war. Ein Wunsch, den ich mir so oft erträumt hatte, aber so unrealistisch wirkte, wurde wahr und ich war tagelang nur fassungslos. Weil man dann begreift, dass wirklich alles möglich ist, wenn man nur hart dafür arbeitet und fest daran glaubt.
Du bist mit deinem Debütroman „Die Todesküsserin“ sehr erfolgreich. Hast du immer an dich geglaubt, oder gab es während des Schreibens Phasen, in denen du alles hinschmeißen wolltest? Was hat dir geholfen, durchzuhalten?
Hm. Das ist eine gute Frage. Phasen in denen ich alles hinschmeißen wollte, gab es tatsächlich viele, aber es war keine wirkliche Option. Ich wusste, das bedarf Mut und ich wollte es so sehr, dass ich dafür mutig geworden bin. Die schlimmste Phase war, als ich von einer Testleserin gehört habe, das noch sehr viele Fehler im Buch sind, dabei hatte ich doch extra jemanden beauftragt, damit das nicht passiert. Das Buch wurde zu dem Zeitpunkt schon hunderte Male verkauft und ich bin einfach nur heftig in Panik ausgebrochen. Jeder Verkauf hat mich zu dem Zeitpunkt gequält und glücklich gemacht gleichzeitig. Heutzutage bin ich da etwas klüger. Ich habe für das nächste Buch so unfassbar viele Testleser eingesetzt, dass da hoffentlich nichts mehr schief gehen kann.
„Die Todesküsserin“ ist ein Thriller mit Psychoanteilen. Worum geht es?
Also genaugenommen ist die Todesküsserin ein KrimiThriller mit Psychoanteilen. Ich wollte ursprünglich einen Thriller schreiben, doch da die Protagonistin Ermittlerin ist, wurde das Krimielement stärker als geplant. Die Psychoanteile waren mir sehr wichtig, weil ich schon immer spannend fand, was Menschen wozu bringt.
Im Buch ermittelt die Protagonistin, die seelisch momentan sehr viel durchmacht, im Fall der Todesküsserin. Es werden Männer tot aufgefunden, die als Abschiedsgeschenk einen Kuss auf der Stirn tragen. Es stellt sich schnell heraus, dass die Männer allesamt keine guten Väter waren und diesen wurde angetan, was sie einst ihren Kindern angetan hatten.
Wie kam dir die Idee zu „Die Todesküsserin“?
Ich hatte plötzlich den ersten Satz im Kopf und ich wusste, daraus muss ich was machen. Der erste Satz ist perfekt. Also hörte ich hin, was mir mein Hirn noch so zu der Geschichte zu sagen hatte und so kreierte ich – vorerst nur in meinem Kopf – nach und nach eine Handlung. Dennoch haben mich einige Szene selbst überrascht 😊 Denn grundsätzlich passiert bei mir auch viel intuitiv.
Wie bist du bei der Recherche vorgegangen?
Für die Ermittlungen habe ich meine Freundin, die bei der Polizei arbeitet, gefühlt stündlich um Rat gebeten. Sie und ihre Kollegen waren seeeehr froh, als ich das Buch endlich geschrieben hatte :P Ansonsten habe ich natürlich viel aus Büchern und dem Internet gezogen. Für die Therapieeinheiten habe ich viel aus Gesprächen gezogen, denn inzwischen hat ja fast jeder Erfahrung mit Therapeuten gemacht.
Blutige Details bleiben bei einem Thriller in der Regel nicht aus. Wie war es für dich, darüber zu schreiben? Hast du Alpträume bekommen?
Also blutig ist es bei der Todesküsserin eher weniger, viel wird der Phantasie überlassen. Aber ich muss zugeben, wenn
ich bestimmte Szenen schreibe, dann bin ich da total drin. Ich hole all meine Ängste nach oben und bringe sie zu Papier, was das Ganze wiederum verstärkt und nicht leicht ist und mich dazu
gebracht hat, dass ich danach ein lustiges Buch schreiben musste :P
Kommen wir nun zum Schreiben. Wie versetzt du dich in Schreibstimmung?
Mit Musik. Wenn ich eine traurige oder tragische Szene schreibe, dann lasse ich oft klassische Musik erklingen, die mein Herz schwermütig macht. Außerdem hilft es mir, mich daran zu erinnern, wann ich vielleicht eine ähnliche Stimmung, ein ähnliches Gefühl hatte. Ich hole es hoch, bade darin und schreibe los. Nicht immer einfach, aber ich glaube, dadurch kann der Leser/ die Leserin die Emotionen besser fühlen.
Hast du Rituale oder Herangehensweisen, die dir dabei helfen, ins Schreiben zu kommen?
Inzwischen habe ich schon diverse Manuskripte geschrieben und dadurch den für mich richtigen Weg zum Schreiben gefunden. Wenn ich in der Phase des ersten Entwurfs eines Manuskripts bin, stehe ich morgens auf, lasse das Handy aus und schreibe mit einer Tasse Kaffee eine Stunde drauf los. Den Rest des Tages über denke ich zwar über das Manuskript nach, aber grundsätzlich schreibe ich dann nichts mehr dazu auf, sondern überlasse meinem Unterbewusstsein den Rest.
Setzt du dir Schreibziele? Welcher Art?
Meine Ziele sind, dass ich während der Phase des ersten Entwurfs jeden Tag schreibe. Damit ich nicht rauskomme und nicht anfange ständig Ausreden zu haben, warum ich heute keine Zeit habe oder anderes wichtiger ist. Meine Familie und Freunde wissen das auch inzwischen und unterstützen mich zum Glück dabei.
Planst du oder schreibst du deine Romane einfach drauflos?
Welche Vorteile hat das Planen für dich?
oder Welche Vorteile hat das Nicht-Planen für dich?
Also ich habe beides versucht und ich finde, es kommt schon aufs Genre drauf an. Bei einem Thriller oder Krimi muss man schon etwas mehr Planen. Bei meinen anderen Werken arbeite ich mittlerweile nur noch intuitiv. Aber auch beim Thriller lasse ich mich leiten.
Zum Planen arbeite ich dann gern mit Schreibratgebern. Ich schau mir ein paar Tipps an und dann versuche ich sie gleich wie eine Art Übung umzusetzen.
Du hast deinen Roman bei BoD veröffentlicht. Hattest du von Anfang an vor, es selbst zu publizieren? Welche Vorteile siehst du im Selfpublishing?
Ich habe zwar länger darüber nachgedacht, aber für mich war das letztendlich die einzige Option. Ich wollte selbstbestimmt sein. Immer wieder höre ich, wie Autoren enttäuscht sind, weil sie das Cover nicht schön finden, ihre Ideen komplett geändert werden und nicht mehr ihren Wünschen entsprechen oder die Verlage kurz vor der Veröffentlichung dann doch abspringen. Das kann ich mir momentan einfach nicht vorstellen. Außerdem macht man bei einem Verlag heutzutage meistens sowieso das Ganze Marketing allein.
Als Selfpublisherin habe ich die Zahlen stets im Blick und kann sehen, welche Marketingmaßnahmen etwas bringen und vor allem, ob ich gerade gut dabei bin oder die Schreiberei lieber an den Nagel hängen sollte :p
Durch das Selfpublishing kann ich mir auch meine Lektorin aussuchen und ganz ehrlich, wenn das menschlich nicht stimmt, macht das Ganze keinen Spaß und der steht bei mir im Vordergrund. Ich habe zum Glück eine tolle Lektorin gefunden, die ich nicht mehr missen möchte.
Welche Marketinginstrumente hast du genutzt, um das Buch bekannt zu machen? Welches ist dein Lieblingsmarketinginstrument und warum?
Also mein Hauptinstrument ist und bleibt wohl Instagram. Ich habe damals bei vomschreibenleben.de gelesen, dass es das Wichtigste für Autoren ist und dann habe ich mich da einfach mal rangetraut. Ich konnte mir das erst gar nicht vorstellen, aber inzwischen liebe ich Instagram und es ist so viel mehr als ein Marketinginstrument, da ich dort so viele Gleichgesinnte kennengelernt habe.
Ansonsten habe ich diverse Newsletter ausgetestet und auch bei Facebook bin ich vertreten.
Bist du in irgendwelchen Schriftstellerverbänden? Hat dir deine Mitgliedschaft in diesem Verband Vorteile als Autorin gebracht?
Ich bin im Selfpublisher Verband und mein Vorteil war, dass mein Buch auf der Leipziger Buchmesse ausgestellt wurde 😊 Das war ein Knaller, das eigene Buch dort zu sehen. Außerdem bekomme ich nun regelmäßig den „Selfpublisher“ ins Haus.
Arbeitest du aktuell an einem neuen Buchprojekt? Worum geht es und wann erscheint es?
Ich arbeite eigentlich immer an einem neuen Projekt 😊 In ein paar Tagen bringe ich „Das Buch deines Lebens“ raus. Dies ist ein humorvoller Lebensratgeberroman. Eine junge Frau ist genervt von ihrem Leben. Nicht läuft, wie es soll und dann findet sie ein Buch, das viele Lektionen beinhaltet, die sie Schritt für Schritt durchführt und … Überraschung … ihr Leben wird besser 😊
Welche drei Tipps würdest du Schreibanfängern geben?
- Höre nicht auf Schreibratgeber, die dir sagen, wie du am besten zu schreiben hast, sondern auf dich selbst. Schreibe so, wie es für dich funktioniert.
- Der erste Entwurf von allem ist scheiße! Bitte verschwende beim ersten Entwurf keinen Gedanken daran, dass das alles Murks ist. Schön machen kannst du es in den tausend Überarbeitungen danach. Erstmal schreiben.
- Testleser. Suche dir auf jeden Fall Testleser für alle möglichen Schritte, also vor dem Lektorat, aber auch wenn du glaubst, dass es schon fertig ist und es keine Fehler mehr geben sollte. Fehler sind menschlich und irgendwo steckt immer noch einer 😊
Falls du mit dem Schreiben Geld verdienen möchtest, hätte ich noch einen extra Tipp.
Hole dir professionelle Hilfe. Lektorat, Korrektorat und Cover sollte man wirklich nicht selber machen. Den Buchsatz kann man sich selbst beibringen, aber auch das sollte am Ende professionell aussehen. Eben wie ein Verlagsbuch.
Wo können dich deine Leser im Internet finden?
Website:
E-Mail: Sandy.Mercier@schreibenumzuleben.de
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Instagram: https://www.instagram.com/sandy_mercier_autorin/
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