Wer sein Buch plant, kann sich an einer vorgegebenen Struktur entlanghangeln. Man weiß, an welchen Stellen die Fäden zusammengeführt werden müssen, um Konflikte aufzulösen oder Figuren aufeinandertreffen zu lassen. Doch Plots bieten mehr als nur Orientierung.
Eines habe ich in den vergangenen Jahren als Autorin und als Autorencoach gelernt: ohne Planung funktioniert das Bücherschreiben nicht. Natürlich gibt es Ausnahmen, allen voran ist Stephen King zu nennen, der seine Bücher einfach drauflosschreibt. Doch den wenigsten (angehenden) Autoren gelingt es, ohne vorherige Planung ein Buch fertigzustellen. Und wenn es dann doch funktioniert haben sollte, bedarf es oft einer groß angelegten Überarbeitungsphase, damit das Buch auf den Buchmarkt angeboten werden kann.
Sowohl bei mir selbst als auch bei meinen Klienten konnte ich beobachten, dass bloßes Drauflosschreiben seine Grenzen hat. Irgendwann, spätestens in der Mitte des Buches, kommen die meisten in eine Schreibkrise. Entweder stocken sie, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht, weil sie die Fäden nicht zusammenführen können oder weil sie das Gefühl haben, den Zugang zu ihren Figuren verloren zu haben. Oder ihnen kommt plötzlich das gesamte Romanprojekt sinnlos vor. Irgendwann landet das unfertige Manuskript schließlich in der sprichwörtlichen Schublade.
Ein häufiger Grund, warum insbesondere angehende Autoren ihren ersten Roman nicht plotten, ist die Angst davor, dass ihnen Plotten ihre Kreativität nimmt. Doch dies ist ein Trugschluss: Jedes Konzept ist flexibel, Anpassungen können und sollten jederzeit gemacht werden. Nichts ist in Stein gemeißelt, wie es so schön heißt. Somit kann man sich während des Plottens genauso wie während des Schreibens kreativ austoben.
Nun ist es nicht so, dass man bis ins allerkleinste Detail planen muss, um erfolgreich ein Buch zu beenden. Ich bin kein Vertreter von allzu detaillierten Plänen. Warum? Weil extremes Planen genauso wie extremes Ablehnen des Planens dazu führen kann, dass der Autor nicht mehr schreibt. Wer sich im Detail verliert, fängt gar nicht erst an zu schreiben. Wer nicht plant, fängt zwar an zu schreiben, aber befindet sich oft an irgendeiner Stelle in einer Sackgasse.
Detaillierte Plots müssen also nicht sein, doch zumindest ein Grundgerüst sollte vorhanden sein, um ein Buch zu Ende zu schreiben: Hilfreich ist es beispielsweise, einen Szenenplan aufzuschreiben sowie die Hindernisse, die der Protagonist überwinden muss, Ziele und Motive der Figuren und natürlich große und kleine Konflikte, die bezwungen werden müssen.
An dieser Stelle möchte ich sieben Gründe aufzeigen, warum das Planen eines Romans hilfreich ist:
Plotten bietet Orientierung
Wo beginne ich meine Story? Wie geht es weiter, nachdem der Protagonist sein gewohntes Umfeld verlassen musste? Wann trifft der Protagonist auf seinen Kontrahenten? – All diese Fragen werden bereits bei der Buchplanung berücksichtigt. Ein Blick in den Szenenplan genügt in der Schreibphase, um genau zu wissen, worüber man als Nächstes schreiben muss.
Bei umfangreichen Schreibprojekten hilft es, mindestens ein Handlungsgerüst zu konzipieren. Hilfreich ist es, die Kapitel des Buches sowie den Verlauf der Handlung zu skizzieren. Mit der sogenannten Schneeflockenmethode können Sie Ihren Plot anhand eines vorgegebenen Gerüstes planen. Aber Ihre Plotplanung kann natürlich auch individuell erfolgen.
Plotten erleichtert das Schreiben
Klarheit über das Projekt sorgt für Klarheit während des Schreibens.
Plotten hilft, Fehler zu vermeiden
Durch das Plotten haben wir einen Überblick über das Buch. Ereignisse können plausibel miteinander verbunden werden, ohne dass sie konstruiert wirken. Schreibt man einfach drauflos, kann dies dazu führen, dass Sie vergessen, Ereignisse miteinander in Beziehung setzen. Ein typischer Fehler in Geschichten, die zuvor nicht geplant wurden, sind Logikfehler: im ersten Kapitel war der Protagonist ein Hundehasser, während er plötzlich im fünften Kapitel herzlich den Nachbarshund begrüßt. Auch die logische Reihenfolge der einzelnen Szenen ist in einem geplanten Buch gewährleistet.
Plotten hilft, den Protagonisten glaubhaft zu skizzieren
Damit ein Buch bei den Lesern erfolgreich ist, muss der Protagonist nachvollziehbar handeln und „rund“ sein. Wenn der Leser nicht
nachvollziehen kann, warum der Protagonist vollkommen entgegen der bisherigen Darstellung handelt, legt er das Buch weg. Mit einem Szenenplan kann der Protagonist dagegen Stück für Stück planvoll
entfaltet werden.
Plotten hilft in Schreibkrisen
Orientierungslos? Sinnkrise? Nicht mit einem Plot: Wer einen Plan hat, weiß, wo er sich befindet und kommt gar nicht erst in den Strudel der Ungewissheit. Sie wissen, wohin die Reise führt und können jederzeit eingreifen, wenn Sie auf Ungereimtheiten stoßen. Somit bleiben Sie an Ihrem Projekt dran und können es nach und nach abarbeiten.
Plotten hilft, eine Schreibroutine zu etablieren
Sie wissen mit einem Plan bereits heute, worüber Sie morgen schreiben „müssen“. Auf Ihre Muse müssen Sie somit nicht mehr warten. Hinsetzen, anfangen – Der Plan verhilft Ihnen dazu, eine regelmäßige Schreibpraxis zu etablieren und an Ihrem Roman dranzubleiben. Wenn Sie Ihren nächsten Tag planen, können Sie genau festlegen, um welche Szenen Sie sich kümmern müssen. Dazu müssen Sie übrigens nicht die Szenen der Reihe nach abarbeiten. Sie können sich eine beliebige Szene aussuchen! Ihr Szenenplan macht es möglich, überall zu beginnen.
Plotten motiviert
Ist es nicht herrlich motivierend, erledigte Punkte auf der To-do-Liste abzuhaken? Genauso verhält es sich mit Ihrem Plotplan. Erstellen Sie sich eine Liste Ihrer Szenen und haken Sie ab, sobald Sie eine Szene verfasst haben.
Tipp:
Mindmapping ist eine optimale Methode, um den Plot oder einzelne Szenen übersichtlich zu gestalten. Wer seine Ideen nicht auf dem Papier, sondern digital festhalten möchte, kann auf praktische Mindmap-Programme zum Plotten zurückgreifen. Kostenlose sowie kostenpflichtige Mindmap-Programme finden Sie beispielsweise hier (unbeauftragte Werbung):
https://bubbl.us
http://www.xmind.net/de
Dieser Artikel erschien bereits in der Qwertz 06/17.