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27 - Autoreninterview mit Konrad K. L. Rippmann

Konrad K. L. Rippmann hat Medizin studiert. Als Chirurg arbeitete er in verschiedenen Krankenhäusern in Hamburg. Heute leitet er eine Firma, die Unternehmen und Start-ups im Gesundheitsbereich berät. Seine Freizeit verbringt er beim Segeln und mit dem Sammeln zeitgenössischer Kunst. Seit der Kindheit, die er zum Teil in Südfrankreich verbrachte, ist das Schreiben seine große Leidenschaft, dabei zieht ihn das Genre des klassischen Kriminalromans besonders an. Der Autor lebt und arbeitet in Hamburg und am Neversdorfer See in Schleswig-Holstein.

 

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Lieber Konrad, vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst. Beginnen wir mit deinem aktuellen Buch, einem Cosy-Krimi mit dem Titel "Poppy Dayton und das Geheimnis von Wythcombe Manor“. Könntest du in eigenen Worten zusammenfassen, worum es geht?

 

Poppy und ihr Mann Barney freuen sich auf den Urlaub einem idyllisch gelegenen Hotel in Cornwall. Aber vom ersten Moment an merken sie, dass mit ihren Gastgebern etwas nicht stimmt. Es sind alte Freunde, deshalb entschließt sich Poppy, ihnen beim Management von Wythcombe Manor zu helfen. Doch das Haus birgt ein dunkles Geheimnis. Und als ein tödlicher Zwischenfall die Ferien beendet, nimmt Poppy die Dinge in die Hand. Dabei hilft ihr eine besondere Gabe, über die sie seit dem tragischen Tod der Eltern und der jüngeren Schwester verfügt.

 

Um welche Gabe handelt es sich?

 

Sie träumt sehr intensiv. Seit dem Tod ihrer Familie können ihre Träume Verbindungen zu Personen und Ereignissen herstellen.

 

Welches ist der größte Fehler von Poppy?

 

Ihre Neugier und das beinahe vollständige Fehlen von Angst. Beides bringt sie in große Gefahr.

 

Wenn du "Poppy Dayton und das Geheimnis von Wythcombe Manor“ einer Farbe zuordnen müsstest, welche Farbe würdest du wählen und warum?

 

Dem Blau des Blauregens. Die Farbe ist eindrucksvoll und dominant. Aber die traubenförmigen Blüten der Glyzinie sind sehr beweglich. Sie passen sich dem Wind an und lassen das Licht durch. Das passt zu Poppy.

 

Ein schönes Bild. Was würde Poppy persönlich antworten, wenn ich sie danach frage: Welchen Tag in deinem Leben würdest du gern ungeschehen machen?

 

Der Tag, an dem ein Lastwagen dem Auto meines Vaters die Vorfahrt nahm und meine Eltern und meine jüngere Schwester ums Leben kamen.

 

Dein Roman spielt an der Küste Cornwalls. Was macht diese Region als Schauplatz attraktiv für deine Geschichte?

 

Cornwall ist eine spannende Mischung aus rauer Küste und beinahe mediterranem Klima. Uralte Traditionen und moderne Herausforderungen und Konflikte stehen sich gegenüber. Das prägt die Menschen. Was auf den ersten Blick einfach nur schön wirkt, ist tiefgründig und bietet die komplexe Bühne für meine Romanfiguren.

 

In deinen Büchern wird das Essen oft zelebriert. Du erzählst von verschiedensten Gerichten aus aller Welt, von ihren Gerüchen, ihrem Geschmack, ihrem Aussehen.

 

Woher stammt diese kulinarische Leidenschaft und dieses große Wissen?

 

 

Einen Teil meiner Kindheit habe ich in Südfrankreich verbracht. Meine Tante hatte ein kleines Hafenrestaurant in einem Vorort von Marseille. Ich verbrachte die Tage entweder am Strand oder in der Küche. Ich beobachtete, wie mein Onkel mit den Einkäufen von den Markthallen zurückkam, und wie sich all die verschiedenen Gerichte und köstliche Aromen entwickeln, wenn die Zutaten zusammengebracht werden. Ich wollte wissen, wie es funktioniert und schaute es mir ab. Seitdem ist Kochen meine Leidenschaft. Wenn ich eine Stadt oder eine Landschaft bereise, will ich erfahren, was dort gegessen wird. Es ist mir wichtiger als Gemäuer oder Sehenswürdigkeiten. Es sagt viel über die Menschen. Es macht einen Unterschied, ob sie zum Beispiel eine Bouillabaisse essen, oder Haggis, gestopften Schafsdarm.

 

Wie spannend! Marseille sowie kulinarische Spezialitäten verschiedener Länder spielen auch eine große Rolle in deinem ersten Roman Cric Crac. Als du diesen geschrieben hast, ist deine Leidenschaft fürs Schreiben so richtig erwacht, nicht wahr? 

 

Cric Crac hat autobiographische Züge. Jahrelang schleppte ich Erinnerungen und Plot-Ideen mit mir herum. Dann schenkte mir meine Tochter ein großes schwarzes Moleskine-Notizbuch und sagte: „Schreib das endlich auf und sprich nicht bloß drüber!“ Da ging es los …

 

 

Bevor wir auf dein Autorenleben zu sprechen kommen: Worum geht es in Cric Crac und wann dürfen wir den ersten von drei Bänden erwarten?

 

Professor Luis Carbo führt ein beschauliches Wissenschaftlerleben. Aber damit ist es vorbei, als ihn gewaltbeladene Träume aus seiner Kindheit in Südfrankreich verfolgen und er nach dem Tod seines Vaters eine ungewöhnliche Erbschaft in den Händen hält: zwei Tagebücher und eine alte Taschenuhr. Verzweifelt wendet sich Luis an einen Vodou-Priester, der ihm mit einem riskanten Ritual Klarheit über seine Träume bringt. Doch das Rätsel um die Tagebücher bleibt ungelöst. Alva, Luis` Tochter, drängt ihn zu einer Reise in die Familiengeschichte. Bereits an ihrer ersten Station in New York haben sie das Gefühl, verfolgt zu werden. Luis weiß nicht mehr, wem er noch trauen kann, selbst seine Tochter scheint eigene Ziele zu verfolgen. Und die Organisation KAIROS zeigt sich als Gegner, der nicht einmal vor Mord zurückschreckt, um an die Tagebücher zu kommen …

Weitere Schauplätze sind die Cote d`Azur, Norddeutschland und Algerien.

Der erste Band der Trilogie soll Anfang 2022 erscheinen.

 

Welche drei Worte beschreiben deine Autorenpersönlichkeit?

 

 

Drei Worte? Ich. Bin. Geschichtenerzähler. Und das, was für mich dazugehört: Romantiker, Eskapist, Menschenverliebt. 

 

Du bist sehr produktiv, trotz eines gefüllten Alltags, in dem du beispielsweise in der Klinikberatung tätig bist. Wie motivierst du dich zum regelmäßigen Schreiben?

 

Ich schreibe seit meiner Jugend. Aber erst spät fiel mir die knappe, hervorragende Anleitung einer Schreibtrainerin in die Hände (lacht), mit dem Titel: „Schreib täglich.“

Dann ging es richtig los. Inzwischen gehört die „eine Seite pro Tag“ zu meinem psychischen und physischen Wohlbefinden. Das mit 365 malgenommen kann einen ganzen Roman am Ende eines Jahres ergeben. Dabei hilft mir mein Tagesrhythmus. Ich bin ein Nachtmensch und schreibe am liebsten zwischen 10 Uhr abends und 1 Uhr morgens. Wenn ich einmal zu faul zum Schreiben bin oder ich keine Lust habe, lasse ich meine Romanfiguren anklopfen. Was sie mir zu erzählen haben, ist meistens aufregend, und dann muss es einfach weitergehen!

 

Du gehst sehr planvoll vor, bevor du ein Buch schreibst. Kannst du kurz schildern, wie du vorgehst?

 

 

Eine echte Geschichte ist für mich keine Assoziation schöner Bilder und plötzlicher Wendungen. Sie folgt einer präzisen Linie und Dramaturgie, inhaltlich und zeitlich. Erst wenn ich die definiert habe, kurz: wenn der Plot sitzt, fange ich an zu schreiben. Man könnte einwenden, dann sei ja alles vorbestimmt. Aber das stimmt nur für die Storyline. Ich lasse den Figuren ihr Eigenleben, das sie (im Rahmen des Plots) voll ausleben können. Das bietet genug Überraschungen.

 

Was macht dir am meisten Spaß, wenn du mit einem neuen Buch beginnst?

 

Wenn die harte Phase, die Arbeit am Plot, zu Ende ist und ich endlich die Figuren aus meinen Gedankenkisten befreien darf.

 

Was machst du, wenn ein Buch „fertig“ ist?

 

Wann ist ein Buch fertig? Wenn es „geschrieben“ ist, oder wenn der Verlag die Herausgabe bekannt gibt? Ich habe ein Notizbuch, in dem ich Datum und sogar Uhrzeit des letzten Wortes der ersten Manuskriptfassung eintrage. Das ist ein magischer Moment und gleichzeitig ein schmerzvoller Abschied. 

 

Mit welcher Persönlichkeit würdest du gern einmal essen gehen?

 

Mit Martin Suter. In einem schönen Restaurant in Paris.

 

Wie wird es mit Poppy weitergehen?

 

Sie muss die Ereignisse noch verarbeiten. Aber ihr Freund, der Inspektor, hat sich gemeldet, und sie schuldet ihm noch einen Rückruf. Wir werden sehen. 

 

Gibt es einen Tipp, den du Schreibenden mitgeben möchtest?

 

 

Genieße das Schreiben, wie du Essen und Trinken genießt, oder die Liebe, oder das Gespräch mit einem Freund oder einer Freundin. Es schmeckt und klappt nicht jeden Tag, aber wenn du das Schreiben zur essentiellen Sache deines Lebens werden lässt, dann hast du vielleicht den Erfolg, den du dir wünschst. 

 

 

Poppy Dayton und das Geheimnis von Withcombe Manor ist im dp Verlag erschienen und kann überall im Buchhandel und online gekauft werden.

Wer Cosy-Krimis und/oder Cornwall liebt, wird diesen Krimi von Konrad K. L. Rippmann mögen: Es ist ein wundervolles Buch geworden, das euch durch die bildhafte Sprache direkt mit nach Cornwall nimmt.

 

Mehr über Konrad erfahrt ihr hier: https://www.konradrippmann.com