Liebe Jeannette, vielen Dank, dass du dir Zeit für meine Interviewfragen genommen hast! Du hast mit „Ein Traum wie ein
Leben“ und „Zurückgeträumt“ bisher zwei Liebesromane veröffentlicht. Warum hast du dieses Genre gewählt? Hast du selbst schon immer gern Liebesromane gelesen?
Erst einmal vielen Dank an dich, dass du meine Antworten überhaupt lesen möchtest :) Puh, die Frage hat es bereits in
sich. Natürlich habe ich immer schon gern Liebesromane gelesen, aber auch (Psycho-)Thriller und Dystopien befinden sich in meinem Bücherregal, ebenso wie Klassiker – schließlich habe ich Literaturwissenschaften studiert. Fasziniert haben mich aber immer
besonders lebensnahe Geschichten, mit denen man sich als Leser identifizieren kann. Daher fühle ich mich im Genre Romance Zuhause – und wer meine Bücher kennt, der weiß, was ich mit lebensnah
meine: Die Figuren meiner Bücher leben definitiv nicht in einer Friede-Freude-Eierkuchen-Welt.
In deinem Debütroman “Ein Traum wie im Leben“ gab es mit Michael einen männlichen Protagonisten, in deinem zweiten Buch mit
Emily eine weibliche Protagonistin. Welche Unterschiede gab es für dich beim Schreiben?
Tatsächlich fiel es mir viel leichter, mich in Emily und in ihre Gefühlswelt hineinzuversetzen. Ich bin nun einmal eine Frau und glaube
zu wissen, wie wir ticken. Bei einem männlichen Protagonisten ist das meiner Meinung nach deutlich schwerer (insbesondere im Genre Romance), weil man in vielen Punkten zwar eine Vorstellung der
männlichen Gedankenwelt hat, aber oft auch spekulieren muss. Hierbei hat es mir sehr geholfen, mich entfernt an „realen“ Ereignissen zu orientieren und mich mit dem ein oder anderen Vertreter des
anderen Geschlechts auszutauschen.
Welchen deiner Protagonisten magst du lieber: Emily oder Michael? Warum?
Emily! Tut mir leid, Michael, aber hier hat Emi definitiv die Nase vorn! Das liegt unter anderem natürlich auch daran, dass Michael als
Protagonist zunächst als Antiheld angelegt ist und den Leser zur Weißglut bringen soll (und das zumeist auch schafft, manchmal auch bei mir). Emi hingegen ist von Anfang an eine liebenswerte
Figur, der das Schicksal ziemlich übel mitspielt. Doch sie verliert ihre Lebensfreude nicht und kämpft sich durch die schwierige Zeit, aus der sie gestärkt hervorgeht. Emi ist mir im Laufe des
Schreibprozesses sehr ans Herz gewachsen – eine gute Freundin eben!
Was ist deine Lieblingsstelle in „Zurückgeträumt"?
Ich glaube, kein Autor kann so eine Frage ehrlich mit nur einer Stelle beantworten. Es gibt meistens drei, vier Schlüsselszenen, die das
Manuskript zu dem machen, was es ist. Eine der Szenen, bei denen ich jedoch besonders viel Spaß beim Schreiben hatte, ist das Mini-Konzert im Lesecafé – dicht gefolgt von dem Wiedersehen mit
Chris nach neun Jahren. Beide Szenen sind sehr emotional für Emi und bringen ihre Gefühlswelt völlig durcheinander. Als Leserin wie als Autorin fiebere ich mit – und obwohl Emilys Schicksal in
meinen Händen liegt, hoffe ich stets, dass alles gut wird.
Wie bist du zum Schreiben gekommen? Seit wann schreibst du?
Ich habe schon immer gern gelesen und da liegt das Schreiben dann auch sehr nah. Angefangen habe ich mit ca. 12 Jahren – eine meiner
ersten Geschichten war eine Fanfiction zu Harry Potter. Die erste eigenständige Story, die ich beendet habe, war eine Fantasy-Kurzgeschichte: Großmutter Trudis Abenteuer in Feldkirch.
Die taffe und mutige Großmutter Trudi muss die Dorfbevölkerung vor der Bedrohung durch eine böse Fee beschützen, als plötzlich auch noch ihr Enkel auf mysteriöse Weise verschwindet… Rückblickend
finde ich es interessant, dass ich ausgerechnet mit Fantasy begonnen habe und heute kaum Fantasy lese (geschweige denn schreibe). Aber mit 12 war das Thema Liebe wohl noch nicht so interessant
…
Wie hast du dir das Schreiben beigebracht? Hast du Kurse besucht?
Meine ersten Geschichten – und das ein oder andere nie beendete Manuskript – sind ohne große Planung entstanden. Professionell gehe ich
das Schreiben erst seit 2012 an. Während meines Literaturstudiums hatte ich das große Glück, ein Seminar bei Oliver Uschmann besuchen zu dürfen, der viele wertvolle Tipps für gute Texte hatte.
Anfangs musste ich mich konzentrieren, um sie zu beherzigen, doch irgendwann verinnerlichte ich sie. Da ich mich sowieso schon immer für Sprache interessiere und auch den ein oder anderen
Ratgeber zu dem Thema gelesen habe (ob es Schreibtipps für Autoren waren oder auch bloß „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“), verfeinere ich meinen Sprachstil kontinuierlich und versuche, das
Bestmögliche aus einem Text herauszuholen. Allerdings sollte er auch immer der jeweiligen Zielgruppe angepasst werden. Außerdem darf man nicht vergessen, dass Schreiben ein kreativer Prozess ist,
bei dem es gute Tage geben kann – aber leider auch schlechte, an denen keine Formulierung sitzen will.
Wie vereinbarst du das Schreiben mit deinem Vollzeitjob? Hast du feste Schreibzeiten in der Woche?
Das ist in der Tat nicht so einfach. Ich habe es zwar mit festen Schreibzeiten versucht, doch hatte ich dabei dann oft ein schlechtes
Gewissen, wenn ich dem Schreiben unter der Woche nicht gerecht werden konnte. Inzwischen gehe ich das Ganze gelassener an – wenn ich Zeit und Lust habe, dann schreibe ich. Wenn nicht, dann plotte
ich lieber oder überlege mir Details für meine Figurensteckbriefe – das geht auch unterwegs in der Bahn oder beim Arzt im Wartezimmer. Meine Schreibzeit finde ich daher zumeist an Wochenenden,
Feiertagen und im Urlaub. Außerdem helfen mir regelmäßige „Schreibdates“ mit anderen Autorinnen, bei denen wir mit Laptop bewaffnet in netten Cafés unserer Leidenschaft nachgehen und uns über die
ein oder andere komplizierte Stelle im Manuskript austauschen können.
Setzt du dir Schreibziele? Welcher Art?
Viele Autoren messen ihren täglichen Fortschritt mit Wordcounts oder in Minuten/Stunden. Das mache ich zwar auch, aber effektiver ist es
für mich, den Fokus auf den Inhalt zu legen. Ich schreibe immer szenenweise: Manche fallen mir leicht (weil ich seit jeher Feuer und Flamme für die Szene bin und mich bereits darauf gefreut habe,
sie zu schreiben), andere weniger (weil sie nur einen Zweck in der Handlung erfüllen, aber dennoch spannend und stilistisch schön aufgearbeitet werden müssen). Ein Erfolgserlebnis habe ich daher
nicht nach 1.000, 2.000 etc. Wörtern, sondern nach dem Abschluss jeder einzelnen Szene.
Hast du Rituale oder Herangehensweisen, die dir dabei helfen, regelmäßig zu schreiben?
Wenn mich eine Geschichte begeistert, dann bin ich schwer von meinem Laptop zu reißen. Motivation ist für mich das A und O, um eine
Geschichte weiter zu schreiben und auch zu beenden. Hinzu kommt natürlich Leserfeedback und der Austausch mit anderen Autoren. Spezielle Rituale habe ich eigentlich nicht – abgesehen davon, dass
ich (anders als viele Autoren) nicht beim Schreiben Musik hören kann. Natürlich höre ich vorher viel Musik und versetze mich in eine Stimmung, die zu der aktuellen Stelle im Manuskript passt,
doch während des Schreibens lenkt mich Musik zu sehr ab. Das einzige „Ritual“, das ich pflege, ist die jährliche Teilnahme am NaNoWriMo (National Novel Writing Month). Hierbei sind bereits große
Teile meiner Manuskripte entstanden und ich freue mich schon auf den diesjährigen NaNoWriMo!
Kannst du überall schreiben oder brauchst du eine spezielle Umgebung, um zu schreiben?
Eine spezielle Umgebung brauche ich nicht. Ich schreibe am Schreibtisch, auf dem Sofa, im Garten oder im Café, manchmal auch in der
Bahn. Im letzten Sommerurlaub habe ich auf Bali am Strand eine Weihnachts-Kurzgeschichte handschriftlich entworfen, weil der Abgabetermin direkt nach dem Urlaub angesetzt war. Bei größeren
Romanprojekten brauche ich allerdings immer meinen Laptop mit meinem Schreibprogramm samt Figurensteckbriefen und Pinnwand als Gedankenstütze.
Planst du oder schreibst du deine Romane einfach drauflos?
Welche Vorteile hat das Planen für dich?
Ich bin eine Planerin durch und durch! Wenn ich nicht weiß, wohin die Geschichte führt, dann verzettele ich mich entweder in der
Handlung oder finde keine Motivation zum Schreiben. Daher steht in meinem Kopf schon das komplette Handlungsgerüst und die meisten Kapitel habe ich bereits grob mit Stichpunkten „vorgeschrieben“.
So weiß ich immer, was als Nächstes kommt und verliere mich nicht in dem Manuskript. Ein weiterer Vorteil: Obwohl Figuren manchmal ein Eigenleben entwickeln und Dinge tun, die so nicht geplant
waren, so bewahrt mich das Vorab-Planen davor, so gravierende Überraschungen zuzulassen, dass ich das gesamte Manuskript von Grund auf überarbeiten/neu schreiben muss. Klar, manche
unvorhergesehene Ereignisse rufen neue Handlungsstränge hervor, aber die Haupt-Story bleibt bei mir dann dieselbe.
Wie gehst du bei der Entwicklung deiner Figuren vor? Hast du eine bestimmte Vorgehensweise?
Hierbei helfen mir die klassischen Charakter-Steckbriefe. Meine Figuren (auch die Nebenfiguren) bekommen einen Namen, äußere
Erscheinungsmerkmale (manchmal sogar mit einem Foto), Stärken und Schwächen und eine Hintergrundgeschichte. Einige haben auch sprachliche Gewohnheiten, Lieblingsworte, Dialekte etc., die sich in
Dialogen wiederfinden. Das, was am Ende in dem Roman geschrieben steht, ist nur ein Bruchteil dessen, was meine Figuren ausmacht. Bei Nebenfiguren muss nicht die gesamte Vergangenheit erklärt
werden – doch ich als Autorin muss sie kennen, um eine authentische Figur zu schaffen, deren Charakterzüge aufeinander abgestimmt sind. Sogar zu den wichtigsten Haustieren entwerfe ich einen
kurzen Steckbrief – Name, Rasse, Aussehen, Eigenheiten. Schließlich sagen die Haustiere auch etwas über ihre Besitzer aus.
Wer hat dich am meisten in deiner Leidenschaft zu schreiben unterstützt? Welchen Wert hatte diese Unterstützung für
dich?
Ich muss gestehen, dass das Schreiben für mich sehr lange eine einsame Tätigkeit war. Bevor ich über Bookstagram andere Schreiberlinge
kennenlernte, nahm mich aus meinem Verwandten-/Bekanntenkreis kaum jemand ernst. Viele dachten sich, das sei bloß ein Hobby, aus dem sowieso nichts würde. Die einzige Unterstützung in dieser Zeit
war meine Mutter, die selbst schon immer eine Leidenschaft fürs Schreiben hegt. Sie ist bis heute meine größte Unterstützerin, wofür ich ihr sehr dankbar bin! Nach der Veröffentlichung meines
Debütromans lernte ich jedoch viele andere Autoren kennen, mit denen ich seither in engem Kontakt stehe. Wir tauschen uns aus, teilen unsere Probleme miteinander, finden Lösungen und unterstützen
uns gegenseitig bei unseren Projekten. Außerdem habe ich seit der ersten Veröffentlichung viele großartige LeserInnen kennengelernt, die mich mit jedem Feedback und jeder einzelnen Rezension
unterstützen. Besonders hervorzuheben ist hierbei natürlich mein vor zwei Jahren gegründetes „Rezi-Team“, das mir sehr ans Herz gewachsen ist und voll und ganz hinter mir steht. Obwohl wir aus
unterschiedlichen Ecken des Landes kommen, so habe ich (fast) alle bereits persönlich getroffen und tausche mich über Instagram regelmäßig mit ihnen aus. Ich bin sehr dankbar dafür, dass mein
Autorenleben mir solch wundervolle Freundschaften beschert hat!
Du hattest dir zum einjährigen Geburtstag deines Romans „Zurückgeträumt“ eine tolle Aktion ausgedacht: bei einem Gewinnspiel
konnten deine Leser eine Wohnzimmer-Lesung gewinnen. Wie ist die Idee angekommen und welche Erfahrung hast du im Wohnzimmer deines Gewinners gemacht?
Um ehrlich zu sein: Leider hat die Wohnzimmer-Lesung noch nicht stattgefunden. Gewonnen hatte „Tamfanies Lesezeichen“, ein Blogger-Duo
aus Magdeburg. Da eine der beiden erst im letzten Sommer Mutter geworden ist, hatten wir die Lesung auf den Winter verschoben. Da jedoch auch Gäste eingeladen werden sollten, war es zur
Vorweihnachtszeit schwierig, einen passenden Termin zu finden – und schon war es 2020 und Corona durchkreuzte unsere Pläne. Die Lesung ist aber definitiv nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Ich
freue mich schon darauf und werde dann als Überraschung auch die ein oder andere Szene aus meinem neuen Projekt mitbringen.
Du bist Selfpublisherin und musst deshalb selbst kreativ werden, um deine Bücher zu vermarkten. Welches sind deine drei
erfolgreichsten Marketingmaßnahmen? Zu welchem Zeitpunkt haben deine Maßnahmen begonnen? Schon während des Schreibens oder erst nach der Veröffentlichung?
Die Frage ist wirklich knifflig – einerseits, weil man „Marketingmaßnahme“ definieren müsste (zählt reger Austausch mit Lesern bereits
dazu?) und andererseits, weil viele Maßnahmen nur langfristig oder im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen Erfolg zeigen. Wenn ich an dieser Stelle drei „Säulen“ von Maßnahmen nennen müsste, würde
ich diese folgendermaßen zusammenfassen:
-
Sei präsent.
Ich bin – mehr oder weniger regelmäßig – in meinen sozialen Kanälen, insbesondere auf Instagram, aktiv und versuche den Kontakt zu meinen LeserInnen stets zu halten. Ich reagiere auf jeden
Kommentar, jede Verlinkung, jede Nachricht. In einem Interview von Sebastian Fitzek habe ich mir einen großartigen Tipp holen können und schreibe seitdem meine Mailadresse in meine Bücher mit
der Bitte, mir Feedback zu senden. Ich habe schon einige Leser-Mails erhalten und beantwortet, die ich allein über Social Media wohl nie bekommen hätte. Außerdem fahre ich regelmäßig auf die
Buchmessen, um mit meinen LeserInnen und auch AutorenkollegInnen in Kontakt zu treten und über Aktionen wie Goodiebags-Verteilen neue Kontakte zu knüpfen.
-
Sei offen für andere Medien.
Klar, als Romance-Autorin schreibe ich in erster Linie Liebesromane. Aber damit muss noch längst nicht Schluss sein! Mit einer wundervollen Radiomoderatorin (Anna Tefert von der BuchBar) habe
ich ein Hörbuchprojekt zu „Zurückgeträumt“ auf die Beine gestellt und somit ein größeres Publikum erreicht, denn nicht jeder liest gerne; manche hören lieber Hörbücher. Andere wiederum
bevorzugen Kurzgeschichten: Für ein Spendenprojekt habe ich im vergangenen Winter eine Kurzgeschichte zu einer Anthologie beigesteuert – damit habe ich nicht nur eine wundervolle Aktion
unterstützen können, sondern auch ein breiteres Publikum erreicht. Außerdem habe ich mich an Live- und Online-Lesungen heran gewagt, um dem „Lesen“ auch etwas unterhaltenden Charakter zu
verleihen. Und auch bei Romance bin ich nicht gänzlich geblieben – vor ein paar Monaten entstand in Kooperation mit Daniel Danger von 1live ein ziemlich abgedrehtes Projekt, bei dem ich als
Ghostwriterin tätig sein durfte und mal einen anderen Schreibstil ausprobieren konnte. Aktionen wie diese bewahren mich davor, in einen Trott zu verfallen und helfen mir gleichzeitig, neue
Leser/Hörer zu finden und neue Kontakte in der Buchbranche zu knüpfen.
-
Sei kreativ.
Meine erste, sehr erfolgreiche Marketingaktion-Aktion war die „Aktion Bücherschrank“. Hierbei haben die Gewinner ein Exemplar des Romans erhalten und mussten im Gegenzug nur die „Aufgabe“
erfüllen, ein weiteres Exemplar des Buchs in einen öffentlichen Bücherschrank in ihrer Stadt zu stellen und dies online zu dokumentieren. Ich habe natürlich das gleiche gemacht und so
kursierten an diesem Tag in ganz Deutschland Bilder und Videos von mir und meinen Gewinnern, die an verschiedenen Orten im Land die Bücher im Bücherschrank aussetzten (alle natürlich mit
persönlicher Widmung versehen). Eine Aktion wie diese werde ich garantiert noch einmal umsetzen!
Grundsätzlich lässt sich der Erfolg einer Aktion nicht unmittelbar messen. Solange es Spaß macht, ist es aber einen Versuch wert. Ich
persönlich habe außerdem die Erfahrung gemacht, dass viele Aktionen gleichzeitig einen besseren Effekt erzielten – man konnte einfach nicht übersehen werden, wenn (z. B. auf Instagram)
Rezensionsexemplare, eine ausgefallene Gewinnspielaktion, eine Lovelybooks-Leserunde und eine E-Book-Preisaktion gleichzeitig die Runde machen. Außerdem werde ich künftige Aktionen auch bereits
vor der Veröffentlichung anstoßen – damit habe ich bei „Zurückgeträumt“ viele positive Erfahrungen gesammelt!
„Zurückgeträumt“ hast du auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert. Welche positiven und/oder negativen Erfahrungen hast du
mitgebracht?
An dieser Stelle sei erwähnt, dass mein Distributor Books on Demand einen wesentlichen Teil dazu beigetragen hat. Ohne BoD wäre
„Zurückgeträumt“ wohl nicht ausgestellt worden und daher bin ich sehr dankbar! In Leipzig haben sie das Buch sogar auch mitgenommen, wenn auch nicht so perfekt in Szene gesetzt wie zuvor in
Frankfurt.
Es war schon ein überwältigendes Gefühl, den eigenen Roman mitten auf dem BoD-Tisch zu entdecken! Vor allem, wenn der ein oder andere
interessierte Besucher danach griff und sich den Klappentext durchlas. Da in Frankfurt jedoch keine Verkäufe möglich waren, kann ich nicht einschätzen, welchen Effekt das Ausstellen konkret hatte
– zumal ich selbst bloß einen Tag vor Ort war. Dennoch denke ich, dass allein die Anwesenheit meines Buchs sicherlich Teil meiner permanenten Marketing-Strategie „sei präsent“ war. Außerdem war
die Ausstellung des Romans ein guter Aufhänger für die Velberter Lokalpresse, um einen Artikel über mich und meinen in (Velbert-)Langenberg spielenden Roman zu publizieren. Negative Erfahrungen
habe ich durch die Präsenz auf der Buchmesse erfreulicherweise nicht gemacht.
Schreibst du aktuell an einem neuen Buch bzw. können deine Fans schon bald mit einer neuen Veröffentlichung
rechnen?
Ja, ich schreibe momentan an meinem dritten Roman! Allerdings komme ich nicht so schnell voran wie gewünscht, was einerseits natürlich
meinem erwähnten Brotjob geschuldet ist, aber andererseits natürlich auch meinen Marketingstrategien. Wer präsent ist und Aktionen plant, Postings vorbereitet oder Messetermine organisiert, hat
weniger Zeit fürs Schreiben. Wer parallel mit der Hörbuchsprecherin das Hörbuch bespricht und Werbung dafür macht, hat weniger Zeit fürs Schreiben. Und: Wer Lesungen vorbereitet oder einer
Ghostwriter-Tätigkeit nachgeht, hat auch weniger Zeit fürs Schreiben (jedenfalls was das dritte Romanprojekt angeht). Daher setze ich mich mittlerweile weniger unter Druck und freue mich über
jede Szene, um die das neue Projekt wächst. Einen Veröffentlichungstermin kann ich momentan leider noch nicht nennen, aber ich arbeite dran ;)
Hast du noch einen Tipp für Selfpublisher?
Wer noch kein Selfpublisher ist, der sollte sich gut überlegen, ob er die damit verbundenen Aufgaben übernehmen kann und
will. Ja, es gibt Dienstleister für Cover, Lektorat/Korrektorat etc., aber als Selfpublisher muss man nicht nur die passenden Dienstleister auswählen, sondern auch alles koordinieren und
bestenfalls einen selbst aufgesetzten Zeitplan einhalten. Das Ganze kostet viel Zeit, Nerven und auch Geld – schließlich geht man hier selbst in Vorkasse. Wer sich aber für das Selfpublishing
entschieden hat (und wie ich glücklich damit ist), der hat die großartige Chance, seinen Roman ganz und gar zu seinem eigenen zu machen und Entscheidungen zu treffen, bei denen sonst der Verlag
seine Finger mit im Spiel hätte. Was ich unter Selfpublishern außerdem schätze, ist der Zusammenhalt und der gegenseitige Austausch. Gemeinsam sind wir stark und werden den Buchmarkt sicher
langfristig mit verändern können. Grundsätzlich gibt es aber für jeden Autoren, für jedes Manuskript den richtigen Weg – ob als Selfpublisher oder als Verlagsautor. Man muss ihn nur finden und
dann konsequent weiterverfolgen.
Vielen Dank für das tolle Interview!
Im Internet findet ihr Jeannette
Kauric hier: