Babette Pribbenow, in Berlin geboren, Studium der Germanistik und Biologie auf Lehramt, anschließend Promotion in der Neurophysiologie zum Dr. rer. nat. mit dem Arbeitsschwerpunkt Lernen und Gedächtnis. Babette schreibt Kinder- und Jugendbücher. Ihre Bücher erzählen Geschichten, in denen die Naturwissenschaften meistens eine größere oder kleinere Rolle spielen.
Liebe Babette, ich freue mich sehr darüber, dass du meinem Interview zugestimmt hast und ich dir einige Fragen zu deiner Person und deinen Büchern stellen darf. Du hast im letzten Jahr zwei Bücher veröffentlicht: Pepper Mint - und das verrückt fantastische Forscherbuch im Kosmos Verlag sowie Million-$ Brain Booster: Ein Pharma-Krimi. Zwei unterschiedliche Werke, von denen die Leser begeistert sind. Pepper Mint wurde sogar mit dem Lesekompass 2020 ausgezeichnet.
Erzählst du in maximal jeweils fünf Sätzen, warum deine Bücher unbedingt gelesen werden sollten?
Pepper Mint ist eine schöne Mischung aus Abenteuergeschichte und Rätseln bzw. Experimenten. Im Anhang kann man einiges über den Regenwald erfahren, außerdem werden die Experimente und Auflösungen ausführlich erklärt. Es ist kein ‚normales‘ Buch, sondern man wird, je nach Lösung, immer wieder auf eine andere Seite geleitet. Daher ist das Buch sowohl zum Vorlesen aber auch gut für Kinder geeignet, die nicht so gerne lesen. Pepper Mint ist ein mutiges Mädchen, das sich lohnt kennenzulernen!
Million-$ Brain Booster ist ein spannender Pharma-Krimi. Nebenbei erfahren die Leser einiges über beispielsweise Medikamentenentwicklung oder IT-Sicherheit. Auch hier gibt es einen Anhang mit Informationen über ADHS/ADS bzw. Neuro-Enhancement (Hirndoping). Eine kleine Liebesgeschichte ist natürlich auch dabei ☺
In deinem Jugendbuch geht es um das Thema Neuro-Enhancement, also Leistungssteigerung durch psychoaktive Substanzen. Hirndoping würde der Laie sagen. Deine Protagonisten sind Schüler einer Abiturklasse. Schockierend, wenn man sich überlegt, dass schon Schüler dem Leistungsdruck durch leistungssteigernde Mittel begegnen. Wie ist dir die Idee für Million-$ Brain Booster gekommen?
Diese Idee hatte ich eigentlich schon sehr lange. Während meiner Arbeit an der Schule habe ich viele Jugendliche kennengelernt, bei denen ADHS/ADS diagnostiziert worden ist. Einige von ihnen hatten bereits mehr als ihr halbes Leben lang Medikamente eingenommen. Andere wiederum standen kurz vor dem Abitur und wollten etwas einnehmen, um bessere Leistungen zu erzielen, da sie meinten, dem Leistungsdruck nicht anders begegnen zu können. Als Neurobiologin habe ich das immer mit gemischten Gefühlen betrachtet, weil ich weiß, was Psychopharmaka im Gehirn bewirken. Aus meiner Sicht ist der Eingriff in den Botenstoffwechsel des Gehirns bei gesunden Menschen eine gefährliche Sache. Wenn jedoch eine medizinische Notwendigkeit dafür vorliegt, hat es selbstverständlich seine Berechtigung. Das alles hat mich dazu motiviert, einen Pharma-Krimi für Jugendliche (Lesealter ab ca. 14 Jahre) zu schreiben, der sich um die Themen ADHS/ADS und Neuro-Enhancement (Steigerung der kognitiven Fähigkeiten durch Medikamente bei gesunden Menschen) dreht. Ich wollte mit dem Buch aufklären und die komplexe Thematik von allen Seiten beleuchten.
Deine Leser mögen deinen flüssigen Schreibstil. In einer Rezension wird hervorgehoben, wie gut es dir gelingt, Fachbegriffe und ernste Themen wie der Missbrauch von Psychopharmaka und ADHS/ADS in deinen Roman einzuweben. Ich nehme an, dabei spielt deine eigene Begeisterung für Neurobiologie und für junge Forscherinnen und Forscher eine große Rolle, nicht wahr?
Auf jeden Fall! Ich bin eine begeisterte Neurobiologin, aber ebenso eine begeisterte Biologielehrerin. Es hat mir immer Spaß gemacht, junge Menschen zu unterrichten, ihnen Zusammenhänge beizubringen und mit ihnen Experimente durchzuführen. Ehrenamtlich bin ich als Jurorin für Biologie im Landeswettbewerb für Jugend Forscht in Berlin tätig. Außerdem war ich die Initiatorin für die Gründung des Schülerforschungszentrums Berlin. Schülerinnen und Schüler aus ganz Berlin können dort eigene Forschungsprojekte durchführen.
Ich möchte noch einmal einen Schwenk zu deinem Kinderbuch Pepper Mint machen. Wer oder was hat dich zu diesem mutigen Mädchen inspiriert? Eine Leserin erinnert sie an Pippi Langstrumpf - und doch anders.
Pepper Mint ist eine Figur, die der Kosmos Verlag für eine Reihe von Experimentierkästen besonders für Mädchen entwickelt hat. Daher waren Aussehen und die Begeisterung für Naturwissenschaften bereits festgelegt. Für mich war von Anfang an klar, dass Pepper mutig ist und rosa nicht ihre Lieblingsfarbe! Ich habe ganz bewusst eine weibliche Heldin geschaffen, die aufgrund ihrer Persönlichkeit aber auch ihres Wissens es schafft, auf der Suche nach ihrem Onkel durch den Urwald zu wandern und viele Abenteuer zu bestehen. Selbstverständlich sind Mädchen genau wie Jungen dazu in der Lage.
Deine Leserinnen und Leser sind von der Kombination einer spannenden Geschichte, Rätseln und Experimenten begeistert. Kannst du ein wenig mehr darüber erzählen, wie du Handlung und Experimente miteinander verbunden hast?
Das war gar nicht so einfach, ich habe vorher lange darüber nachgedacht. Ich wollte die Experimente richtig integrieren, sie sollten nicht von der Handlung abgehoben sein. Daher habe ich mir ein Szenario überlegt, bei dem Peppers Onkel seiner Nichte Nachrichten hinterlässt. Die Rätsel und Experimente sind alle in den Nachrichten enthalten. Pepper muss sie auf ihrem Weg durch den Urwald lösen, nur mit Dingen, die sie dabei hat, bzw. die der Onkel ihr hinterlegt hat. Je nach Lösung muss sie einen bestimmten Weg einschlagen. Die Leserinnen und Leser müssen die Aufgaben selbst lösen und anhand der Lösung den richtigen Weg wählen. Falls das nicht gelingt, ist es aber nicht schlimm. Dann werden in einem Zwischenkapitel ein paar erklärende Hinweise gegeben und zu der Aufgabe zurückgeleitet.
Ich habe gelesen, dass es ein lang gehegter Traum von dir war, Bücher für Kinder und Jugendliche zu schreiben. Dieser ist 2019 in Erfüllung gegangen. Was hat dich bis dahin abgehalten und wie ist es dann dazu gekommen, dass du dir den Traum erfüllt hast?
Tja, wie das eigentlich immer so ist, hat mich das Leben davon abgehalten ;-)
Ich musste Geld verdienen und zwei Kinder großziehen – da gab es keine freie Zeit, um auch noch mit dem Schreiben anzufangen … Allerdings habe ich meinen Kindern immer Geschichten erzählt. Und auch wenn ich keine Zeit dafür hatte, diese aufzuschreiben, so konnte ich mir immerhin Geschichten ausdenken. Inzwischen sind meine Kinder mehr oder weniger erwachsen und nun habe ich endlich die Möglichkeit, meinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen.
Wie hast du dir das Schreiben beigebracht? Hast du Kurse besucht?
Hm, das weiß ich eigentlich nicht so genau! Kurse habe ich nie besucht, allerdings habe ich vor langer Zeit Germanistik studiert (ob das dem Schreiben förderlich war, kann ich nicht beantworten). Aber wie gesagt, habe ich meinen Kindern immer Geschichten erzählt und zwar jeden Tag, manchmal stundenlang, z.B. auf langen Autofahrten, beim Fahrradfahren oder bei Wanderungen. Diese Erfahrungen haben mir beim Schreiben sehr geholfen.
Wie gehst du bei dem Schreiben eines Romans vor? Setzt du dir Schreibziele? Welcher Art? Hast du Rituale oder Herangehensweisen, die dir dabei helfen, regelmäßig zu schreiben?
Ja, wenn ich ein aktuelles Buchprojekt habe, setze ich mir Schreibziele: Jeden Tag, den ich zum Schreiben nutzen kann, ein Kapitel. Da ich berufstätig bin, kann ich nur an den Wochenenden und im Urlaub schreiben, also muss ich sehr organisiert vorgehen. Da mir das Schreiben immer noch großen Spaß macht, schaffe ich dieses Ziel meistens, aber auch nicht immer.
Kannst du überall schreiben oder brauchst du eine spezielle Umgebung, um zu schreiben?
Ich kann nicht überall schreiben, sondern brauche dafür Ruhe. Am besten geht es an meinem Schreibtisch mit Blick in den Garten oder direkt im Garten. Aber Ideen für neue Projekte, die kommen mir oft unterwegs, im Urlaub oder bei Spaziergängen.
Planst du oder schreibst du deine Romane einfach drauflos?
Ich plane – allerdings weiche ich durchaus auch von meinen Plänen ab. Am Anfang ist immer eine Idee. Dann überlege ich mir die grobe Handlung und schreibe sie auf. Dafür nutze ich, ganz altmodisch, Notizbücher. Für jedes einzelne Kapitel notiere ich mir vorher, worüber ich schreiben möchte und den groben Handlungsablauf. Das hat den Vorteil, dass ich beim Schreiben schnell vorankomme. Und so hangele ich mich von Kapitel zu Kapitel. Dann passiert es aber immer wieder, dass die Handlung oder die Personen sich selbständig machen, sie entwickeln regelrecht ein Eigenleben. Das lasse ich zu und weiche entsprechend von meiner Planung ab. Diese Mischung aus Planen und spontanen Entscheidungen ist für mich optimal.
Hast du immer daran geglaubt, dass du es schaffen wirst, deine Bücher zu veröffentlichen?
Am Anfang war ich ziemlich blauäugig und habe tatsächlich daran geglaubt! Inzwischen weiß ich, wie schwierig es ist, ein Buchprojekt zu veröffentlichen … und habe etwas von meinem Optimismus eingebüßt.
Du hast sowohl als Selfpublisherin bei BOD als auch als Verlagsautorin beim KOSMOS-Verlag veröffentlicht. Hast du dich bei deinem jüngsten Roman von Anfang an für BOD entschieden? Was gefiel dir als Selfpublisherin besser als bei einem Verlag und vice versa?
Was mir als Selfpublisherin überhaupt nicht gefällt ist, dass ich für alles selbst verantwortlich bin. Dafür fehlt mir einfach die Zeit und außerdem tue ich mich mit dem Marketing ziemlich schwer. Das ist einfach nicht mein Ding! Ich wollte Million-$ Brain Booster unbedingt veröffentlichen, mein Agent hat dafür aber keinen Verlag gefunden. Nur deshalb habe ich diesen Weg eingeschlagen. Es war die Erfahrung wert, ich würde es im Moment allerdings nicht noch einmal machen. Aber natürlich hat es auch Nachteile, bei einem Verlag zu veröffentlichen. Man verkauft die Rechte am eigenen Buch und ist vom Verlag abhängig. Trotzdem ist es für mich in meiner Situation leichter, als ein Buchprojekt selbst zur Veröffentlichung zu bringen.
Wie lief die Verlagssuche zu deinem Kinderbuch „Pepper Mint“? War es nervenaufreibend oder überraschend einfach?
Das war überraschend einfach, denn der Kosmos Verlag ist auf mich zugekommen. Mein Agent hatte vorher dem Verlag ein Manuskript von mir angeboten. Dieses Buch wird im nächsten Frühjahr erscheinen. Der Verlag hat einen Autor/eine Autorin mit naturwissenschaftlichem Hintergrund für ein Pepper Mint Buch passend zu den Experimentierkästen gesucht. Pepper Mint ist also quasi eine Auftragsarbeit gewesen.
Was sind deine nächsten Projekte?
Ich habe gerade verschiedene Projekte. Momentan schreibe ich an dem zweiten Band eines Pferdebuchs, wie oben bereits erwähnt, erscheint der erste im kommenden Frühjahr. Wenn ich damit fertig bin, möchte ich einige Ideen umsetzen, die ich schon seit einiger Zeit habe.
Würdest du noch drei Schreibtipps für Autoren mit den Lesern teilen?
Oh je, ich befürchte, so ganz konkrete Tipps habe ich gar nicht!
Was mir besonders beim Schreiben hilft, ist mir die Szene bildlich vorzustellen, dann schreibt es sich eigentlich wie von selbst.
Meistens ist es auch gut, sich mit anderen Menschen über die Handlung zu unterhalten. Gerade, wenn es an einer Stelle mal hakt. Dann unternehme ich mit meinem Mann einen Spaziergang und wir reden über den Fortgang der Handlung.
Beim Schreiben muss ich besonders darauf achten, nicht immer die gleichen Wörter zu verwenden. Irgendwie habe ich offensichtlich ein paar Lieblingswörter, die sich sonst immer wieder einschleichen.
Vielen lieben Dank, liebe Babette, für das Interview!
Ihr findet Babette hier im Internet:
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