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02 - AUTORENINTERVIEW MIT RALF GEBHARDT

Ralf, schön, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Dein Debütroman „Ich schenke dir den Tod“ ist erst vor wenigen Tagen erschienen. Worum geht es in deinem Krimi? Kannst du ihn in max. fünf Sätzen zusammenfassen?

 

Mein Kriminalhauptkommissar Störmer jagt einen Psychopaten und Serientäter. Dabei stellt er den Zusammenhang zwischen Leichenfunden und aktuellen Entführungen während eines Klassentreffens auf einem Jungendherbergsschloss her. An diesem Fall droht er zu zerbrechen, denn als ein Freund von ihm grausam ermordet und der Fall damit höchstpersönlich wird, gerät er selbst in tödliche Gefahr.

 

Du hast dich für Halle (Sachsen-Anhalt) als Schauplatz deines Krimis entschieden. Welche Besonderheiten bietet die Stadt bzw. das Umland für dich als Krimi-Autor?

 

 

Ein großer Teil der Handlung findet auch auf Schloss Mansfeld (heute Jugendherberge und Seminarhotel) und im umliegenden Mansfelder Land statt. Dort bin ich aufgewachsen und kenne sozusagen Land und Leute. Heute arbeite ich in Halle und wohne gleich nebenan. Das ist meine Heimat, und diese besondere Regionalität der Menschen und der Gegend ist mir wichtig.

 

Richard Störmer ermittelt in „Ich schenke dir den Tod“. Kannst du ihn näher beschreiben? Was ist er für ein Typ?

 

Störmer ist eckig, manchmal vielleicht schroff, ein Einzelgänger, verletzlich (was er nie zugeben würde), will eigentlich seine Ruhe haben, hasst Fremdbestimmung und hat sich zu wenig um seine Tochter gekümmert. Er ist ein bodenständiger Polizist mit Herzblut und plötzlich frisch verliebt … Ach ja, und er mag Cola mit Kirschgeschmack … 

Nun möchte ich noch etwas mehr über dich als Autor erfahren. Seit wann schreibst du etwa?

Als Schüler ging es los, mit Kurzgeschichten. Damals habe ich natürlich niemandem verraten, wie sehr ich die Aufsätze in Deutsch gemocht habe. Lesen und Schreiben waren von da an auch wichtige Freizeitbeschäftigungen für mich.

 

Wie hast du dir das Schreiben beigebracht? Hast du Kurse besucht?

 

Zu Beginn habe ich einfach drauflosgeschrieben, später dann unendliche Regalmeter Schreibratgeber und Fachzeitschriften gelesen. Für jeden Autor ist es meiner Meinung nach wichtig, auch im realen Leben vernetzt zu sein, Mitglied einer Schreibgruppe zu sein, vielleicht einer Interessengemeinschaft oder einem Verein anzugehören, Hauptsache, man kann sich austauschen. Online und Offline. Ein Netzwerk aus Schreibfreunden ist großartig. Zurück zur Frage: Ich habe auch ca. 2 Jahre im Rahmen eines Fernstudiums die Romanwerkstatt an der Schule des Schreibens besucht. Hierbei habe ich am meisten über das Schreibhandwerk gelernt.

 

Wie viel Zeit bleibt dir neben deinem Beruf für das Schreiben? Wie oft schreibst du? Wie sieht dein Zeitplan für das Schreiben aus?

 

Die Frage ist nicht einfach zu beantworten, im Schnitt sind es wohl 30 Minuten bis eine Stunde am Tag. Ich versuche, jeden Tag zu schreiben, und sei es nur, Ideen im Notizbuch festzuhalten. Klar, man muss auf etwas anderes verzichten, das fiel mir aber z. B. beim Fernsehprogramm nicht schwer. Schön ist es, dass ich ein Zimmer habe, wo ich auch mal die Tür schließen und ungestört schreiben kann.

Je öfter man regelmäßig schreibt, je eher weiß man, dass man immer schreiben kann, dass es „die Inspiration“ etc., auf die man warten muss, so nicht gibt. Ich bin übrigens Fan vom Plotten geworden. Bevor es losgeht, gibt’s den detaillierten Plan, schon grob in Kapitel aufgeteilt. Daran kann ich mich festhalten, ich weiß, wie es ausgeht, kann egal wann und wo immer zu meinem Plan zurückkommen.

 

Kannst du überall schreiben oder brauchst du eine spezielle Umgebung, um zu schreiben?

 

Prinzipiell überall, ich brauche nur etwas Ruhe und meinem PC. Am liebsten schreibe ich im Arbeitszimmer. Wichtig ist, sich wohlfühlen und einen Rückzugsort zu haben, wo man auch mal Notizen rumliegen oder an eine Wäscheleine hängen kann. Was ich noch nicht probiert habe, ist, in einem Café zu schreiben. Vielleicht wäre das einen Versuch wert.

 

Hast du mentale Unterstützung während des Schreibens? Von wem?

 

Ich kann mich auf mein Netzwerk verlassen, meine Schreibfreunde und Kollegen. Im richtigen Leben, wie es so schön heißt, treffen wir uns meist auf Messen oder Seminaren. Online ist das aber auch möglich, über Foren und Gruppen usw. Es ist wirklich toll, sich gegenseitig zu unterstützen. Die Freunde haben während des Schreibens oft mehr an mich geglaubt, als ich selbst. Dafür empfinde ich eine tiefe Dankbarkeit.

Planst du oder schreibst du deine Romane einfach drauflos?

Ich plane. Am Anfang ist die Idee. Alles, was mir einfällt, wird erst mal in Stichpunkten zusammengetragen. Gut dabei ist, dass auch in Momenten, in denen ich nicht schreibe, das Unterbewusstsein weiterarbeitet. Irgendwann versuche ich, eine Einteilung in Anfang, Mitte und Schluss zu finden. Ich muss das Ende immer kennen. Dann kann ich nachdenken über Dinge, die ich noch recherchieren muss, über Wendepunkte, falsche Spuren … Aber alles passt dann eben ins Ganze.

 

Welche Vorteile hat das Planen für dich?

 

Es gibt mir Sicherheit. Egal wann, ich kann zu jeder Zeit zurückkommen, mich festhalten, weitermachen. Vielleicht ist es ein wenig, als würde man nach Hause kommen. Früher habe ich übrigens einfach drauflos geschrieben, wollte gucken, wie sich was entwickelt. Aber irgendwann kam dann der Klassiker, hoffnungslos verhungert, verstrickt und verloren rund um Seite 100 … Mit dem Plot, dem Plan, sieht es anders aus, da weiß ich, dass ich mein Ziel erreiche. Das heißt nicht, dass man den nicht ändern kann, im Gegenteil, wenn es klare und gut überlegte Gründe gibt, dann auf jeden Fall. Ich könnte jetzt sagen: Der Plot ist für mich nicht heilig, aber nahe dran … 

 

Setzt du dir Schreibziele? Welcher Art?

 

Mein Plan ist es, in einem Jahr die Rohfassung des Manuskriptes fertig zu haben. Dieses Jahressoll, also die geplanten Kapitel, versuche ich mir in Monatsscheiben zu zerlegen. Dann rechne ist die geschafften Kapitel in Prozent um, damit ich weiß, wo ich stehe. Betriebswirtschaftler eben …

 

Setzt du dir Schreibtermine oder schreibst du zwischendurch?

 

Meist abends, wie gesagt, wenn nicht gerade ein Krimi kommt, geht’s auch ohne Fernseher. Während der Schreibzeit verzichte ich auf Mails oder Facebook etc. Meistens gelingt das auch. Offene Fragen notiere ich altmodisch erst mal auf einem Zettel, das schützt vor Ablenkungen, um nicht in den Weiten des Internets zu versinken. Schön ist es, wenn ich ab und zu ein paar Stunden am Stück am Wochenende schreiben kann, da schaffe ich dann deutlich mehr. Wichtig ist, die Familie und die Freunde nicht zu vergessen.

 

Hast du Rituale oder Herangehensweisen, die dir dabei helfen, regelmäßig zu schreiben?

 

Der Plot hängt an der Magnettafel, geschaffte Kapitel werden durchgestrichen und die erledigte Prozentzahl daneben geschrieben. Eine Lieblingstasse für den Tee schadet nicht (bei mir ist es eine vom „Tatort“, die ich mal auf der Buchmesse in Frankfurt gekauft habe). Ebenso wichtig ist es, immer ein Notizbuch in Reichweite zu haben. Alle Unterlagen, die ich brauche, will ich erreichen können, ohne vom Schreibtisch aufzustehen.

 

Wie gehst du bei der Entwicklung deiner Figuren vor? Hast du eine bestimmte Vorgehensweise?

 

Ich habe meist zuerst ein Bild bzw. das Gesicht eines realen Menschen vor mir. Dann suche ich nach Namen. Die Hauptfiguren bekommen ein eigens Figurenblatt (selbst zusammengestellt aus gelesenen Büchern oder besuchten Kursen, man findet auch welche im Internet). Nicht alles, was ich über die Figur weiß, kommt auch später im Buch vor. Um mal kurz zu übertreiben: Die schlanke Schwarzhaarige mit den grünen Augen soll auch auf Seite 200 nicht anders aussehen. Nebenfiguren schreibe ich in eine Liste, wenn sie dann im Manuskript beschrieben werden, schreibe ich die besondere Eigenschaft dort als Stichpunkt einfach dazu, um das später noch zu wissen. Diese wenigen Blätter liegen dann in einer einfachen Mappe neben dem Laptop.

 

Wie lief die Verlagssuche zu „Ich schenke dir den Tod“? 

 

Ich wusste zwei Dinge von Anfang an: Es wird schwer und ich gebe nicht auf. An Exposé, Anschreiben und Leseprobe habe ich gründlich gefeilt, dann zuerst Agenturen angeschrieben. Dann wieder die nächsten Agenturen… Das heutige „Nein“ ist wohl die Nichtantwort geworden. Wer auf die Suche geht, darf das alles auf keinen Fall persönlich nehmen. Man braucht mehr Geduld, als man denkt und hat. Anschließend habe ich mich an einige Verlage gewandt. Ich habe mir die ausgesucht, bei denen das Programm passt und mir die Bücher gefallen. Wichtig ist, vorher auf den Internetseiten der Agenturen bzw. Verlage nach den Anforderungen zu schauen und sich exakt daran zu halten. Ich war mir sicher, dass der erste Verlag, der das Gesamtmanuskript anfordert und dann einen Vertrag schickt, der Richtige ist. Und so war es dann auch. Die gesamte Suche habe ich übrigens  immer mit dem Versuch des emotionalen Abstandes in einer Tabelle festgehalten. Wenn ich heute glücklich auf diese Tabelle schaue, bin ich froh, dass ich es mir noch schlimmer vorgestellt habe.

 

Hast du immer daran geglaubt, dass du es schaffen wirst, deine Bücher zu veröffentlichen?

 

Ja. Und wenn ich zwischendrin nicht dran geglaubt habe, dann haben das meine Schreibfreunde für mich getan.

 

Bist du in irgendwelchen Schriftstellerverbänden, zum Beispiel beim BVjA?

 

Ja, im BVjA, dem Bundesverband junger Autorinnen und Autoren und neu im SYNDIKAT, der deutschsprachigen Kriminalschriftstellervereinigung.

 

Hat dir deine Mitgliedschaft in diesem Verband messbare Vorteile als Autor gebracht?

 

Eine gute Frage, denn ich könnte keinen Nachteil nennen. Die Vorteile liegen z. B. in den persönlichen Kontakten, Seminaren, Publikationen, Messebesuchen, Freundschaften … Hier habe ich neben dem Fachlichen viele Gleichgesinnte gefunden. Mit meinem Debüt bin ich dann vor kurzem Mitglied im SYNDIKAT geworden, dessen Mitglieder ja alle Krimis mögen und schreiben …

 

Was sind deine nächsten Projekte?

 

Störmer wird wieder ermitteln. Er und ich kennen übrigens schon den fertigen Plot … 

Gibt es einen Tipp, den du Schreibenden mit Vollzeitjob mitgeben möchtest?

Auf die Gefahr hin, dass ich eine alte Weisheit zitiere: Man wird nur Autor, wenn man regelmäßig schreibt und den 24 Stunden des Tages persönliche Schreibminuten entführt. Es geht nicht in der Theorie, man muss es tun. Dazu gehört selbstverständlich auch Fachbücher lesen, Seminare und Kurse besuchen, Gleichgesinnte finden und ernsthaft loslegen. Für die Erfüllung des Traumes kann man auf anderes verzichten, wenn man wirklich will.

 

Sind Lesungen geplant?

 

Ja, zunächst in meiner direkten Heimat. Es gibt auch schon die ersten Termine.

Wo können dich die Leser im Netz finden?

Auf meiner Seite, auf Youtube mit dem Trailer, auf Facebook und vielleicht auch bald auf Instagram. Für Letzteres müsste ich aber auf ein paar Schreibminuten verzichten.

 

https://www.ralf-gebhardt.de/

https://youtu.be/xsUIU0x05zo

https://www.facebook.com/RalfGebhardtAutor

 

 

Ganz herzlichen Dank für das Interview und Dir alles Gute für Deine Projekte sowie immer ganz viel Kraft und Kreativität!

 

Foto: (c) Sören Bley